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Cannabis gegen chronische Schmerzen: Eine vielversprechende Alternative?

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Cannabis gegen chronische Schmerzen: Eine vielversprechende Alternative?

Cannabis gegen chronische Schmerzen: Eine vielversprechende Alternative?

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Susanne

·ca. 7 Minuten Lesezeit

Chronische Schmerzen betreffen weltweit Millionen von Menschen und stellen eine erhebliche Belastung für Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und psychische Gesundheit dar. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden etwa 20 % der Erwachsenen unter chronischen Schmerzen, die länger als drei Monate anhalten. Traditionelle Therapien wie Opioide oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind oft mit Risiken verbunden – von Abhängigkeit bis zu Organschäden. Vor diesem Hintergrund rückt Cannabis gegen chronische Schmerzen immer stärker in den Fokus der Medizin. Doch wie wirksam ist die Pflanze wirklich, und was sollten Patienten wissen?

Was sind chronische Schmerzen?

Chronische Schmerzen unterscheiden sich grundlegend von akuten Schmerzen, die als Warnsignal des Körpers bei Verletzungen oder Entzündungen auftreten. Halten Schmerzen länger als drei bis sechs Monate an, spricht man von einem chronischen Verlauf. Häufige Ursachen sind:

  • Arthritis oder Gelenkerkrankungen
  • Neuropathien (Nervenschäden, z. B. bei Diabetes)
  • Fibromyalgie
  • Krebs oder Folgeerscheinungen von Chemotherapien
  • Rückenschmerzen durch degenerative Veränderungen

Im Gegensatz zu akuten Schmerzen verlieren chronische Schmerzen ihre biologische Schutzfunktion und entwickeln sich zu einer eigenständigen Erkrankung, die komplexe Behandlungsansätze erfordert.

Traditionelle Therapien und ihre Grenzen

Bisher stützen sich Ärzte vor allem auf folgende Methoden:

  • NSAR (z. B. Ibuprofen): Wirken entzündungshemmend, können aber bei Langzeitanwendung Magenblutungen oder Nierenprobleme verursachen.
  • Opioide (z. B. Morphin): Stark schmerzlindernd, bergen jedoch ein hohes Abhängigkeitspotenzial. In den USA hat die Opioid-Krise gezeigt, wie riskant diese Substanzen sind.
  • Physiotherapie und Psychotherapie: Hilfreich, aber nicht immer ausreichend bei schweren Verläufen.

Viele Patienten erreichen mit diesen Ansätzen keine ausreichende Linderung oder stoßen auf unerwünschte Nebenwirkungen. Hier setzt die Debatte um Cannabis gegen chronische Schmerzen an.

Cannabis als Therapieoption: Wie funktioniert es?

Cannabis enthält über 100 Cannabinoide, von denen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) die bekanntesten sind. Diese Substanzen interagieren mit dem Endocannabinoid-System (ECS) des Körpers, das Schmerzsignale, Entzündungen und Stimmungen reguliert.

  • THC bindet an CB1-Rezeptoren im Gehirn und Rückenmark, was schmerzlindernd und entspannend wirkt, aber auch psychoaktiv ist.
  • CBD aktiviert vorwiegend CB2-Rezeptoren im Immunsystem, hemmt Entzündungen und mildert Angstzustände – ohne „High“-Effekt.

Studien deuten darauf hin, dass Cannabis besonders bei neuropathischen Schmerzen, Multipler Sklerose und arthritisbedingten Beschwerden wirksam sein könnte.

Wissenschaftliche Erkenntnisse: Was sagt die Forschung?

Eine 2018 im Journal of Pain Research veröffentlichte Metaanalyse fasste 47 Studien zusammen und kam zu dem Schluss, dass Cannabis bei chronischen Schmerzen eine moderate Linderung bewirken kann. Besonders vielversprechend sind Ergebnisse zu:

  • Neuropathien: THC und CBD reduzieren bei Diabetes- oder HIV-bedingten Nervenschmerzen die Intensität.
  • Multiple Sklerose: Nabiximols (ein THC/CBD-Spray) lindert Spastiken und Schmerzen.
  • Rheumatoide Arthritis: CBD-Cremes hemmen Entzündungen in Gelenken.

Allerdings betonen Forscher, dass die Wirkung individuell variiert und Langzeitdaten noch fehlen. Zudem ist unklar, ob Cannabis bei allen Schmerztypen gleich gut anschlägt.

Anwendungsformen: Von Ölen bis zur Inhalation

Die Art der Einnahme beeinflusst Wirkungseintritt und -dauer:

  • Verdampfen/Rauchen: Schnelle Wirkung (nach 5–10 Minuten), aber potenziell lungenschädlich - insbesondere bei Zugabe von anderen Inhaltsstoffen, wie zum Beispiel Tabak.
  • Öle/Tinkturen: Präzise Dosierung, Wirkung nach 30–90 Minuten, hält mehrere Stunden an.
  • Topische Cremes: Ideal für lokalisierte Schmerzen (z. B. Gelenke), ohne systemische Nebenwirkungen.

Mediziner raten zu einer langsamen Dosierungssteigerung unter ärztlicher Begleitung, um Nebenwirkungen wie Schwindel oder Müdigkeit zu minimieren.

Risiken und Nebenwirkungen

Trotz des positiven Potenzials ist Cannabis kein Wundermittel. Mögliche Nebenwirkungen umfassen:

  • Kurzzeitige kognitive Beeinträchtigungen (Konzentrationsstörungen)
  • Trockener Mund, erhöhter Appetit
  • Psychische Effekte wie Angstzustände (vor allem bei hohen THC-Dosen)
  • Abhängigkeitsrisiko: Zwar geringer als bei Opioiden, aber bei regelmäßigem Konsum möglich.

Schwangere, Jugendliche und Menschen mit psychiatrischen Vorerkrankungen (z. B. Schizophrenie) sollten Cannabis meiden.

Rechtliche und praktische Aspekte in Deutschland

Seit 2017 können Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis verschreiben, wenn herkömmliche Therapien versagen. Wer eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse möchte, muss dies jedoch individuell beantragen, was oft zu einem sehr hohen bürokratischen Aufwand resultiert. Patienten benötigen ein Rezept und erhalten ihre Medikation in Apotheken – oft in Form von standardisierten Ölen oder Blüten.

Trotz der Legalisierungsschritte bleibt der Zugang für viele Patienten kompliziert. Zudem variieren die Qualität und Zusammensetzung der Produkte, weshalb eine fachkundige Beratung essenziell ist.

Fazit: Cannabis als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes

Die Rolle von Cannabis gegen chronische Schmerzen wird weiter erforscht, doch bereits heute zeigt sich: Für viele Patienten ist es eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Methoden. Entscheidend ist ein individualisierter Therapieplan, der auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Physio- oder Verhaltenstherapie einbezieht.

Wer Cannabis ausprobieren möchte, sollte dies stets in Absprache mit einem Arzt tun. Auch wenn Hoffnung besteht – weitere Studien sind nötig, um Langzeitwirkungen und optimale Anwendungsprotokolle zu klären. Bis dahin bleibt Cannabis ein Baustein im Kampf gegen den Schmerz, aber kein Allheilmittel.

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Über Susanne

Medizinische Bloggerin

Hey, du! 👋 Ich bin Susanne, deine Go-To für alles, was Cannabis und Wissenschaft rockt. Als medizinische Schreiberin bei CannExpress mixe ich knackige Fakten mit lässigem Vibe – kein Laborkauderwelsch, nur pure Insights, die du feiern kannst.

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